Bad Ratzes

Das Bad Ratzes oberhalb von Seis am Schlern

Oberhalb von Seis am Schlern, einem Hauptort im Südtiroler Schlerngebiet am Fuße der Seiser Alm, befindet sich das Hotel Bad Ratzes. Dieses Hotel blickt bereits auf eine sehr lange Geschichte zurück. Einerseits hatte das Bad Ratzes seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine große Bedeutung für die Einheimischen, was die zu jener Zeit aufgekommenen Wildbäder betrifft und die gerne zu präventiven und rehabilitativen Zwecken aufgesucht wurden. Andererseits ist die Geschichte von Bad Ratzes eng mit dem aufstrebenden Fremdenverkehr in dieser Region verbunden bzw. hat diesen sogar maßgeblich mitgeprägt.

Die Wildbäder und der Beginn von Bad Ratzes

Im 16. Jahrhundert hatte man von mehreren Tiroler Quellen die Heilwirkung erkannt. Da diese in der unberührten Natur, also fernab der Zivilisation entsprangen, bezeichnete man diese als Wildbäder. Fortan gehörte es dann regelmäßig zum Tagesablauf, dass man nach getaner Arbeit in den Tälern einige Tage in die Sommerfrische ging und hier Erholung und Regeneration fand.

Solche Heilquellen hatte auch Anton Schedler, ein junger Wundarzt und Bader oberhalb von Bad Ratzes gefunden und im Jahr 1722 den Bau eines Badhauses in Seis am Schlern genehmigen lassen. Im Jahr 1723 erfolgte dann die Grundsteinlegung, die Bauphase war dann in den Jahren 1723/1724. Noch im Jahr 1722 kaufte der junge Anton Schedler zusätzlich eine Wiese und erhielt im Jahr 1724 die Genehmigung, die Badegäste zu bewirten. Zugleich wurde eine Genehmigung zum Bau einer Kapelle erteilt. Der Grundstein für das noch relativ unbekannte Bad Ratzes war also gelegt.

Die Kapelle wurde Kosmas und Damian, den Heiligen der Ärzte und Bader geweiht. Das Altarbild, welches von Karl Herici, einem Bozner Maler im Jahr 1770 gemalt wurde, zeigt die zwei Heiligen. Zwar ist die Kapelle heute nicht mehr vorhanden, jedoch ist das Altarbild heute noch erhalten und befindet sich im Hotel Bad Ratzes.

Im Jahr 1737 erwarb Anton Schedler noch zwei Waldstücke dazu, um für die Warmwasserbereitung über ausreichend Brennholz zu verfügen. Später kam noch weiterer Grund hinzu.

  • Bad Ratzes
  • Bad Ratzes Seis am Schlern
  • Wanderwege Bad Ratzes

Purtschnigler Bad / Kastelruther Bad

Es waren vor allem Einheimische, die sich mit den Heilwassern von Anton Schedler behandeln ließen. Nicht immer war jedoch von „Bad Ratzes“ die Rede. So wurde der Badebetrieb von der Bevölkerung als „Purtschnigler Bad“ oder als „Kastelruther Bad“ bezeichnet. Die Bezeichnung „Purtschnigler Bad“ entstand deshalb, weil die Wiese, auf der das Bad errichtet wurde, diesen Namen trug.

Das von Anton Schedler geführte Bad hatte einen beachtlichen Erfolg. Während er im Sommer seine Gäste mit den Heilwassern behandelte, war er im Winter in Kastelruth als Arzt tätig. Der „Glanzzeit“ von Bad Ratzes begann – nachdem im 18. Jahrhundert mehrere Besitzerwechsel vollzogen wurden – ab dem Jahr 1804. In diesem Jahr erwarb Joseph Proßliner das Bad. Dessen Sohn Johann gelang es mit seiner Frau Anna, dass namhafte und prominente Gäste zu den Stammgästen des Hauses gehörten. Die Eisen- und Schwefelquellen wurden von den Ärzten empfohlen und so hatte Bad Ratzes und die einmalige Umgebung die Gäste der „besseren Kreise“ immer wieder nach Seis gelockt, welche mit ihrem Kommen maßgeblich zur Glanzzeit des Bades beitrugen.

Mehr als ein Jahrhundert hatte die Familie Proßliner das Bad Ratzes geführt. Erst als im Jahr 1932 Ludwig Proßliner verstarb, erbte das Bad Maria Burgauner. Maria Burgauner wiederum ist die Witwe von Eduard Burgauner, dem bekannten Maler und Künstler, der sein Heimatdorf Kastelruth zu einem Kunstwerk machen wollte (s. eigener Beitrag: Eduard Burgauer). 1934 hatte die Tochter, Erna Burgauer, das Bad erhalten.

Der Erste Weltkrieg zwang Bad Ratzes dazu, den Badebetrieb zu schließen. Auch nach dem Krieg blieben die Gäste, welche seinerzeit vor allem Gäste aus Mittel- und Nordeuropa waren, aufgrund der Abtrennung Südtirols von Österreich aus. Im Jahr 1938, also kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde der Badebetrieb schließlich eingestellt und das Haus wurde als Hotel weitergeführt.

Erna Burgauner heirate 1934 Richard Scherlin, vom Tanötzer Hof in Kastelruth. Die beiden hatten insgesamt vier Töchter. Zwei Töchter, nämlich Eva und Waltraud, führen das Hotel Bad Ratzes in der bekannten Tradition weiter. Die anderen beiden Töchter leiten das Hotel „Schwarzer Adler“ (ebenfalls ein Traditionsbetrieb) und die Residenz Dolomitenhof in Seis am Schlern.

Die Quellen

Die Quellen, die Bad Ratzes damals zu dem bekannten und populären Badeort gemacht haben, sind eine Eisenquelle und eine Schwefelquelle. Die Gäste hatten die Möglichkeit, mehrere Arten von Bädern zu probieren. So wurden in jeder Badekabine vier Wasserhähne installiert, aus denen kaltes Schwefelwasser und kaltes Eisenwasser und warmes Schwefelwasser und kaltes Schwefelwasser floss. Damit bestand die Möglichkeit, die Temperatur individuell zu wählen, aber auch je nach Beschwerden die Zusammensetzung des Wassers zu variieren. Als Besonderheit von Bad Ratzes galten die Fichtennadelbäder, welche noch bis zum Jahr 1962 bereitet wurden.

Die Eisenquelle

Bei der Eisenquelle handelt es sich um Wasser, welches als leicht mineralhaltiges, eisenhaltiges und sulfathaltiges Wasser klassifiziert wird. Das Wasser enthält Spuren von Uran, Lanthan, Kobalt, Nickel, Blei, Zink, Chrom, Kupfer und Bor, hat eine Temperatur von 6,5 Grad Celsius und eine Leitfähigkeit von 775 µS/cm. Die Eisenquelle hat im Vergleich zur Schwefelquelle etwa doppelt so viel Wasser geführt.

Um zur Eisenquelle zu gelangen, wandert man von Bad Ratzes den Weg Nr. 1 zur Schlernbödele-Hütte. Auf einer Höhe von 1.400 Metern über dem Meeresspiegel muss man den Weg verlassen und das Bachbett hinabsteigen. Von hier aus kann man bereits die roten Ausfällungen der Quelle sehen, welche sich entlang des Baches erstrecken.

Ein Felssturz im Juni 2002 hatte die Eisenquelle, welche im Naturpark Schlern-Rosengarten auf einer Höhe von 1.400 Metern über dem Meeresspiegel liegt, nahezu vollständig begraben.

Die Schwefelquelle

Bei der Schwefelquelle handelt es sich um Wasser, welches als leicht mineralhaltiges Wasser klassifiziert wird. Das Wasser enthält Sulfid, Jod und Fluor und Spuren von Uran, Nickel, Molybdän, Kobalt, Zink, Selen, Lithium, Brom und Barium. Das Schwefelwasser hat eine Temperatur von 5,8 Grad Celsius und eine Leitfähigkeit von 495 µS/cm. Die Schwefelquelle entspringt auf einer Höhe von 1.230 Metern über dem Meeresspiegel aus einer Höhle in einem Dolomitenfelsen. Auch diese Quelle liegt im Naturpark Schlern-Rosengarten. Von Bad Ratzes erreicht man die Quelle in etwa einer halben Stunde Gehzeit, wenn man den Weg entlang des Baches nimmt.

Die Anfahrt nach Bad Ratzes

Um nach Bad Ratzes zu gelangen, nimmt man die Straße, welche an der Hauptstraße (Straße von Kastelruth nach Völs am Schlern) in Seis am Schlern in der Nähe der Bushaltestelle abzweigt; dies ist die Ibsen-Straße. Diese Straße fährt man hinauf. An der Kreuzung fährt man rechts und gelangt dann über die Straßen, welche oberhalb von Seis am Schlern und teils durch Wälder führt, nach Bad Ratzes. Von der Hauptstraße in Seis ist der Weg sehr gut beschreiben, sodass die Hinweisschilder ausreichend sind. Von Seis am Schlern bis zum Hotel Bad Ratzes beträgt die Streckenlänge etwa drei Kilometer.

Das Bad Ratzes heute

Wie bereits erwähnt, wird das Hotel noch heute von der Familie Scherlin geführt. Das Hotel liegt auf einer Höhe von 1.200 Metern über dem Meeresspiegel und verfügt über einen Grund von 22 Hektar.

Die Hotel Bad Ratzes liegt in einer Idylle, welche durch keinen Durchgangsverkehr oder jeglichem Verkehrslärm gestört wird. Beschützend ragen die Felswände des Schlern direkt vor der Haustüre empor. Der Gebirgsbach und der grüne, uralte Fichtenwald sorgen für einen maximalen und nachhaltigen Erholungswert.

Die Internetseite des Hotels kann unter www.badratzes.it aufgerufen werden.

Direkt von Bad Ratzes kann man sehr schöne Wanderungen starten. Von hier kann man über den Schlernboden und die Prossliner-Schwaige unter anderem bis auf die Seiser Alm und den Schlern wandern.

Weitere Artikel zum Thema:

Wer ist online

Aktuell sind 1031 Gäste und keine Mitglieder online

Empfehlungen