Törggelebrücke

Die Kastelruther Törggelebrücke

Wer heute in das Schlerngebiet fährt, der kann unter einer der drei Hauptverkehrsadern wählen. Von Waidbruck oder von Blumau führt jeweils eine sehr gut ausgebaute Straße in das Gebiet am Fuße der Seiser Alm. Aber auch vom Grödner Tal kann man über den Panider Sattel das Schlerngebiet mit den Hauptorten Kastelruth, Seis und Völs am Schlern mit dem Auto bequem erreichen. Kaum ein Besucher macht sich dabei Gedanken, wie die Einwohner in früheren Zeiten in das Schlerngebiet kamen. Doch eine Brücke, welche im Juli 2009 nach einer umfassenden Sanierung wiedereröffnet wurde, hat eine etwas in Vergessenheit geratene Hauptverkehrsader aus der damaligen Zeit wieder in Erinnerung gerufen. Es handelt sich um die Törggelebrücke, welche sich direkt bei der Kastelruther Haltestelle befindet (s. auch Törggelebrücke nach Sanierung wiedereröffnet).

Die Jahreszahl 1804, welche auf einem Balken der Törggelebrücke eingraviert ist, bestätigt das stolze Alter der Brücke. Sie stellte damals die Hauptverkehrsader dar, über die vom Schlerngebiet aus die Städte Bozen und Brixen erreicht werden konnten. Unter Österreichischer Zeit hatte die Brücke ihre größte Bedeutung, welche bis in die 1970er Jahre andauerte. Die direkt neben der Brücke befindliche Haltestelle ermöglichte eine direkte Nutzung der Brenner-Eisenbahnlinie. Egal, aus welchen Gründen Personen in bzw. aus dem Schlerngebiet gelangen mussten bzw. welche Waren an- oder abtransportiert werden mussten – die Törggelebrücke spielte dabei stets eine wichtige Rolle. So wurden zum Beispiel Buchen, welche aus dem Schlerngebiet für den Schlittenbau abtransportiert wurde, bei der Kastelruther Haltestelle direkt auf den Zug verladen.

Das Tor des Schlerngebietes

Die Törggelebrücke galt einst als das Tor des Schlerngebiets. Die Einwohner waren hauptsächlich über die Törggelebrücke mit der Außenwelt verbunden, Gäste und Besucher konnten über die Brücke das Schlerngebiet erreichen.

Die nachlassende Bedeutung des Eisenbahnverkehrs in den 1970er Jahren brachte es mit sich, dass auch die Törggelebrücke immer mehr an Bedeutung verlor. Die steigende Bedeutung der Straßenverkehrsmittel zwang dazu, dass die Haltestellen aufgelassen wurden. Darunter war demzufolge auch die Kastelruther Haltestelle. Dadurch, dass die Brücke stark an Bedeutung verloren hatte, wurden auch die Bahnschranken nurmehr sehr selten geöffnet. Meist war bis zum Öffnen der Schranken ein stundenlanges Warten erforderlich.  Der damalige Landeshauptmann von Südtirol, Silvius Magnago, setzte sich für eine zügige Öffnung der Schranken ein. Eine Videoanlage, welche später errichtet wurde, ermöglichte es, dass die Schranken per Knopfdruck vom Bahnhof Atzwang aus geöffnet werden konnten. Nachdem Anfang der 1990er Jahre der Eisenbahntunnel Blumau-Waidbruck eröffnet wurde, wurden die Schranken an der Törggelebrücke komplett abgebaut.

Sanierung wurde erforderlich

Durch das Entfernen der Schranken gewann die Brücke bei den Einwohnern wieder an Bedeutung und wurde von vielen Kastelruthern wieder als schnelle Verbindung zur Staatsstraße genutzt. Die Umstände, dass das Alter der Brücke der Substanz stark zugesetzt hatte, aber auch, dass auf die Brücke wenig Rücksicht genommen wurde, machte eine umfassende Sanierung dringend erforderlich. Der tragende Balken hatte vor allem im Ufermauerbereich starke Schäden gehabt. Der Brückenkopf wurde damals komplett eingemauert, was ein Faulen des hölzernen Widerlagers und ein leichtes Absinken der Brücke auslöste. Um dieses alte Baudenkmal zu erhalten, hatte man sich für eine Sanierung entschlossen, die vor allem der Heimatpflegeverein Schlern vorangetrieben hatte.

Das Land Südtirol hatte sich an den Kosten für die Sanierung der Brücke mit 100.000 Euro beteiligt; die Kosten für die Durchführung der Arbeiten wurden mit 102.000 Euro veranschlagt. Bei der Wiedereinweihung der Brücke, welche am 09.07.2009 erfolgte, stellte der Südtiroler Landeshauptmann Luis Durnwalder vor allem die komplizierten Sanierungsarbeiten heraus. Während der Sanierung konnte die Brücke für den Verkehr geöffnet bleiben. Zudem musste die Überdachung der Brücke nicht abgetragen werden, obwohl tragende Teile ausgetauscht wurden. Im Rahmen der Brückensanierung mussten der angefaulte Streben mit einem neuen geplätschten Holzbalken in Lärche, die Holzverschalung, der Zugbalken an der Brücken-Südseite ausgetauscht werden. Ebenfalls mussten neue Lärchenbohlen im Fahr- und Gehbereich eingezogen und der eingemauerte Holzauflager freigelegt werden und eine Abstützung durch Metallplatten erfolgen.

Der Kastelruther Bahnhof

Das damalige Bahnhofsgebäude des Kastelruther Bahnhofs steht auch heute noch und kann direkt neben der Törggelebrücke besichtigt werden. Allerdings ist das Gebäude nahezu vollständig verfallen. Dennoch ist es aus bautechnischer Sicht Wert, dem Kastelruther Bahnhof bei einer Besichtigung der Törggelebrücke Aufmerksamkeit zu schenken.

Wer seinen Urlaub im Schlerngebiet verbringt, sollte auch einmal die Route über die Törggelebrücke nehmen. Über die Törggelebrücke, die heute wieder im neuen Glanz erstrahlt und dennoch einen Hauch von Nostalgie versprüht, kommt man über die Fraktion Sankt Oswald entweder nach Seis oder nach Kastelruth.

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