Sankt Michael, Kastelruth
Verlässt man Kastelruth über die Hauptstraße in Richtung Grödner Tal, kommt man nach etwa drei Kilometern direkt in den Weiler Sankt Michael. Der Weiler liegt unterhalb des Panider Sattels auf einer Höhe von etwa 1.200 Metern über dem Meeresspiegel und bietet einen hervorragenden Blick auf Kastelruth. Durch die Lage unterhalb des Panider Sattels stellt St. Michael sowohl die räumliche als auch sprachliche Grenze zwischen der Hochfläche von Kastelruth und dem Grödner Tal dar.
Die Nähe zum Grödner Tal brachte es mit sich, dass noch etwa Ende des 16. Jahrhunderts hier Ladinisch – die rätoromanische Sprache – gesprochen wurde, während in den übrigen Orten des Schlerngebietes die Germanisierung schon lange abgeschlossen war.
St. Michael besteht aus einer typischen Streusiedlung. Weit verstreut liegen die nur wenigen Häuser und Höfe in St. Michael mit seinen etwa 350 Einwohnern (Stand 31.12.2023: genau 360 Einwohner). Eine Kirche und das gegenüber der Kirche liegende Gasthaus bilden den Kern von St. Michael. Ansonsten liegt der Weiler inmitten von saftig grünen Wiesen. Urlaubsgäste, die St. Michael als ihren Urlaubsort gewählt haben, können das Gästebettenangebot jenes Gasthauses gegenüber der Kirche in Anspruch nehmen. Auch aus kulinarischer Sicht ist das Gasthaus, das den Namen des Weilers trägt, sehr zu empfehlen. Der Baumwirt, der direkt an der Hauptstraße liegt, bietet ebenfalls Unterkünfte an und ist aus kulinarischer Sicht ebenfalls zu empfehlen.
Die Geschichte von St. Michael
Obwohl der Weiler St. Michael relativ klein ist, blickt er auf eine lange Geschichte zurück. Schon frühe Aufzeichnungen der Gemeinde Kastelruth, so wie in deren Gemeindebuch zu lesen ist, zeugen von der frühen Besiedlung des Weilers.
Als das Landesgericht noch Kastelruth unterstand, hatten viele Höfe von St. Michael ihren Dienst für dieses Gericht zu vollbringen. Zu diesen Diensten gehörten auch Dienste, die aus heutiger Sicht kaum mehr vorstellbar sind. Der Mesnerbauer musste beispielsweise die Aufgaben des Gerichtsdieners wahrnehmen. Zu diesen Aufgaben gehörte es auch, die Gefangenen bei sich aufzunehmen und, wenn es nötig war, diese zu fesseln und zu züchtigen. Die Ritschbauern stellten den bewaffneten Geleitschutz der Gefangenen auf den Weg zum Malsiner sicher. Der Malsiner hatte letztendlich die Gefangenen durch das Schwert zur richten. Durch diese unangenehmen Aufgaben wurden die Bauern jedoch davon befreit, die alljährlichen Naturalien-Abgaben zu erbringen.
Das Michaeler Kirchlein
Das Kirchlein von St. Michael, das Michaeler Kirchlein, wurde nach dem heiligen Michael benannt. Dieser war der Lieblingspatron der Ottonen. Die Ottonen waren die Liudolfinger, die nach der Kaiserkrönung diesen Namen erhielten. Sie regierten in der Zeit von 919 bis 1024. Daher geht man davon aus, dass das Kirchlein auf diese enorm lange Historie zurückblicken kann.
Das Michaeler Kirchlein ist noch heute relativ gut ausgestattet. Die Malereien, die an der Außenwand aufgedeckt wurden, stammen aus dem 15. Jahrhundert. Die Fresken im Kircheninneren stammen aus dem 18. Jahrhundert. Dass das Michaeler Kirchlein heute gut ausgestattet ist, ist darauf zurückzuführen, dass dieses gerne zur Rast aufgesucht wurde, als man die Toten der „Welschen Malgreien“ auf den Friedhof der Pfarrkirche geleitet hatte.
Der Michaeler Weiher und Bärenfalle
Nördlich von St. Michael befindet sich der Michaeler Weiher. Idyllisch liegt der Weiher in einem Waldstück, an dem der Wanderweg Nr. 10 vorbeiführt und die Wanderer zur Rast einlädt.
Vom Michaeler Weiher führt der Wanderweg Nr. 10A weiter (in nördliche Richtung) zur Bärenfalle. Dieser Wanderweg führt dann bis zum Panider Sattel weiter. Bei der Bärenfalle handelt es sich um eine vor mehr als 100 Jahren erbaute Falle, in denen man – wie der Name bereits ausdrückt – die Bären gefangen hat. Die Bärenfalle von St. Michael ist eine Grube, die man mit Ästen und Zweigen bedeckt hat. Mit Schafen oder Ziegen wurden die Bären angelockt, damit sie sich der Grube näherten und schließlich in die Falle fielen und in dieser gefangen waren.
Der Festplatz im Waldstück von St. Michael
Allen, die den Beginn der großen Karriere der Kastelruther Spatzen „live“ miterlebt haben, dürften die Waldfeste von St. Michael in Erinnerung sein. Hier haben die Kastelruther Spatzen Ende der 1980er bis Anfang der 1990er Jahre jährlich am 15. August gespielt. Im Jahr 1991 wurde am Waldfest von St. Michael für die erste Videoproduktion der Kastelruther Spatzen sogar der Titel „Wenn Berge träumen“ verfilmt.
Das Waldstück in St. Michael ist auch heute noch der Festplatz dieses Weilers, welches optimale Rahmenbedingungen für ein Fest bietet.