Eduard Burgauner

Ein Kastelruther, der sein Heimatdorf zum Kunstwerk machen wollte

Es bleibt kaum einem Besucher von Kastelruth verborgen, dass der Hauptort des Schlerngebietes mit herrlich und aufwändig bemalten Häuserfassaden geschmückt ist. Wandgemälde erzählen Geschichten aus der Bibel oder visualisieren Legenden aus der Region. Ergänzt werden die Bemalungen der Häuserfassaden von Sprüchen, die zum Nachdenken und Diskutieren anregen. Kastelruth hat die bemalten Häuserfassaden dem Kastelruther Bäckersohn Eduard Burgauner zu verdanken.

Wer war Eduard Burgauner?

Von Eduard Burgauer ist heute nicht sehr viel bekannt. Er wurde im Jahr 1873 (14.02.1873) in Kastelruth geboren. Schon bald zeigt Eduard Burgauner sein künstlerisches Talent. In diesem Zusammenhang ist bekannt, dass Eduards Vater von diesem Talent nicht sehr begeistert war. So stieß Eduard Burgauner zunächst auf Widerstand, als er den Wunsch äußerte, Künstler zu werden. Erst in seinem 20. Lebensjahr gelang es ihm, die Gewerbeschule in Innsbruck zu besuchen. Bis dahin zeigte ihm zwar sein Onkel einige Grundzüge des Umgangs mit Farbe und Pinsel. Zu großen Teilen eignete sich Eduard jedoch viel selbst an. Das künstlerische Talent des Autodidakten half ihm dabei sehr.

Eduard Burgauner galt stets als ein fleißiger Student, der sich schon bald sein eigenes Stipendium erarbeitet hat. Nachdem er nach seinem Studium in Innsbruck zunächst für einige Monate in sein Heimatdorf zurückkehrte, führte ihn sein weiterer Lebensweg nach München. In der heutigen bayerischen Landeshauptstadt sammelte Eduard Burgauer zunächst weitere Praxiserfahrungen. In den Jahren 1896 bis 1898 studierte er schließlich an der Wiener Kunstgewerbeschule.

Als er in Wien die dortige Antoniuskirche ausmalte, bekam er viel positive Resonanz. Es schien, als ob ihm in Wien der Weg zu einer großen Karriere offen stand. Der kaiserliche Hofmaler Schönbrunner, so kann man heute anhand von Berichten rekonstruieren, wollte ihm sogar sein Geschäft (Kott und Schönbrunner) überlassen. Doch Eduard Burgauner hatte sich ein anderes Ziel gesetzt und ging zurück in sein Heimatdorf Kastelruth.

Kastelruth soll ein Kunstwerk werden

Das Ziel von Eduard Burgauner lautete: Kastelruth soll ein großes und einziges Kunstwerk werden. Nachdem er im Jahr 1901 wieder in seinem Heimatdorf angekommen war, machte er sich mit einem schier unvorstellbaren Aufwand daran, Kastelruth zu einem Gesamtkunstwerk werden zu lassen.

Er konnte nur mit seinen künstlerischen Tätigkeiten nicht überleben. Von daher war er gezwungen, seinen Lohn durch ganz normale Malerarbeiten zu verdienen. So führte er einfache Malerarbeiten aus, verschönerte Diplome, fertigte Votivscheiben an und bemalte sogar Schießscheiben. Auch das Anfertigen von Friedhofsbildern gehörte zu seinen Auftragsarbeiten. Leider ist von diesen Arbeiten heute so gut wie gar nichts mehr erhalten. Neben dieser „gewöhnlichen“ Arbeit fing er an, sein Elternhaus zu bemalen. Das Haus der Familie Burgauner kann heute bestaunt werden. Es befindet sich auf dem Weg, der vom Kastelruther Dorfplatz zur Dolomitenstraße führt. Die „Villa Felseck“, die er erbauen ließ, war sein nächstes Objekt. Auch die „Villa Felseck“ ist heute noch erhalten und befindet sich unterhalb der Dolomitenstraße in Kastelruth. Auf der gesamten Häuserfassade sind Bilder eines jeden Monats gemalt, das mit einem für den jeweiligen Monat typischen Ereignis visualisiert ist.

Ein weiteres großes Werk von Eduard Burgauer ist die Bemalung der Fassade des Hotels Wolf, dem damaligen Dorfgasthaus, welches sich in unmittelbarer Nähe zum Dorfplatz befindet. Zahlreiche Sprüche wie „Der eine macht´s, der andere bedacht´s, der Dritte verlacht´s, was macht´s?“ oder „Das Trinken lernt der Mensch zuerst, viel früher als das Essen. Drum sollst auch Du als frommer Christ das Trinken nicht vergessen“, laden die Besucher zum Lesen ein. Der markanteste Satz der Häuserfassade ist jedoch „Schaffen und Streben ist Gottes Gebot, Arbeit ist Leben, Nichtstun der Tod“. Dieser Satz spiegelt die Lebensauffassung von Eduard Burgauner und dessen eisernen Willen vorzüglich wider. Nur durch seinen eisernen Fleiß konnte er dies alles – zusätzlich zu seiner „normalen“ Arbeit – schaffen.

Zu seinen schönsten Werken zählt vor allem das Mendelhaus. Auch dieses Haus befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Kastelruther Dorfplatz. Im Mendelhaus ist eine Holzschnitzerei untergebracht.

Der Laurinzyklus, welchen er im Eingangsbereich der „Villa Hermes“ malte, gehört ebenso zu seinen Werken, wie die Bemalung der Kapellen auf dem Kastelruther Kofel und die Bemalung des Innenraums der Kastelruther Kirche. Er tat wirklich alles dafür, dass sein Traum, Kastelruth zu einem Schmuckstück zu machen, Wirklichkeit wurde. In all seinen Werken versuchte er erzählende Elemente mit einer leicht zu erfassenden Allegorie mit den damals modernen Strömungen zu vereinen.

Sein früher Tod

Eduard Burgauner konnte leider sein ehrgeiziges Vorhaben nicht vollenden. Er heirate im Jahr 1910 Maria Lanz und hatte mit dieser Frau eine Tochter und einen Sohn. Nur drei Jahre später - am 23.11.1913 - starb Eduard Burgauner an einem Magendurchbruch in Bozen. Selbst an seinem letzten Tag seines Lebens zeigte er seine enorme Willenskraft. Nachdem man ihn mit einem Pferdewagen nach Waidbruck transportierte und dann mit der Bahn nach Bozen brachte, wollte er das letzte Stück zu Fuß gehen. Es fiel ihm schwer zu akzeptieren, dass er das letzte Stück bis zu seinem Sterbebett nicht mehr aus eigener Kraft schaffen konnte.

Doch auch wenn Eduard Burgauner sein monumentales Werk nicht vollenden konnte, Kastelruth zu einem großen Kunstwerk werden zu lassen, hat er das Erscheinungsbild des heute so bekannten Urlaubsortes im Schlerngebiet entscheidend geprägt. Viele seiner Arbeiten sind noch sehr gut erhalten und werden von den Besuchern aufmerksam betrachtet.

Eduard Burgauner hätte sicherlich auch in den Städten mit seinen Werken einen bleibenden Schatz hinterlassen. Ein Satz, der heute in diesem Zusammenhang gerne zitiert wird und seine Einstellung widerspiegelt ist: „Ich bleibe hier (also in Kastelruth), denn ich will nichts sein als ein Tuifelemaler.“ Von dieser Einstellung profitieren somit noch heute das sprichwörtlich malerische Kastelruth und seine Gäste, die die wunderschönen Häuserfassaden bewundern können.

Wer ist online

Aktuell sind 586 Gäste und keine Mitglieder online