Kastelruther Turm

Der Kirchturm von Kastelruth

Fährt man nach Kastelruth, sieht man schon von weitem den Kastelruther Kirchturm. Der Turm prägt das Dorf wie kein anderes Gebäude des beliebten Ferien- und Urlaubsortes des Südtiroler Schlerngebietes. Dass der Kirchturm von Kastelruth das signifikanteste Gebäude des Ortes ist, hat zwangsläufig mit dessen Höhe zu tun. Der Turm hat eine Höhe von 82 Metern und zählt damit zu den höchsten Kirchtürmen von ganz Südtirol. Im Vergleich zur Größe der Berggemeinde Kastelruth hat der Turm eine beachtliche Höhe, der ihm den Beinamen „Dom der Dolomiten“ gebracht hat.

Ein besonderes Merkmal des Kirchturmes ist, dass der Turm baulich getrennt von der Kirche, der Pfarrkirche Peter und Paul, steht. Die Kirche und der Kirchturm sind jedoch beide am Kastelruther Dorfplatz, dem sogenannten Krausplatz, zu finden.

Die Geschichte des Turmes

Kastelruth hatte noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein komplett anderes Dorfbild abgegeben. Nicht nur, dass zu jener Zeit das Dorf noch um einiges kleiner war – der Kirchturm und die Kirche, welche das Dorfbild maßgeblich mitprägen, waren damals noch andere Gebäude. Der damals im gotischen Stil erbaute Pfarrturm fiel einem verheerenden Brand zum Opfer. Am 24.05.1753 wurde durch einen Brand der alte Kirchturm stark beschädigt.

Nach dem Brand wurde der neue und noch heute vorhandene Kirchturm nach dem Plänen von Simon Rieder, einem Brixner Maurermeister, in den Jahren von 1756 bis 1758 neu aufgebaut. Der Grundriss des neuen Turmes ist quadratisch mit einer Größe von elf x elf Metern. Nach oben hin verjüngt sich der Kirchturm.

  • Kastelruther Turm
  • Kastelruther Turm Innenaufnahme

Bis die Bauarbeiten des Kirchturms abgeschlossen werden konnten, vergingen noch einige Jahre. Die Turmkuppel wurde, wie ein Ausschussprotokoll vom 22.10.1780 verrät, erst in diesem Jahr fertiggestellt. Damit dauerte der Turmbau – mit zeitlichen Unterbrechungen – insgesamt etwa 25 Jahre. Bei der Turmspitze handelt es sich um eine hochgezogene Zwiebelkuppel, welche sich zu einer Laterne verdünnt. Den Abschluss der Kuppel bildet eine schmale zweite Zweibelspitzkuppel, auf der eine Kugel mit einem Kreuz aufgesetzt ist.

Die Glocken

Über die Glocken, welche sich im Turm befinden, können einige Geschichten erzählt werden. Kirchenglocken waren in der Vergangenheit stets so etwas wie ein Prestigeobjekt von den Dorfbewohnern. Und so gab es zumeist die Situationen, dass sich die Orte, was die Größe und die Lautstärke ihrer Kirchturmglocken betraf, gegenseitig überbieten wollten. Hierbei spielte Kastelruth keine Ausnahme.

Nach dem Brand im Jahr 1753 wurden neue Glocken angeschafft. Fünf der damaligen Glocken wurden durch die Brixner Firma Graßmayr mit einem Gesamtgewicht von 88 Tonnen gegossen. Die große Glocke mit einem Gewicht von 60 Zentnern stammte von Joachim Reiß von Bozen. Diese große Glocke konnte aufgrund ihrer Schwere damals in dem bis dahin notdürftig reparierten Turm nicht geläutet werden. Aus diesem Grund wurde sie vorerst in einem Holzturmstumpf beheimatet. Erst als im Jahr 1758 der Bau des neuen Turmes so weit fortgeschritten war, dass dieser die große Glocke aufnehmen konnte, wurde sie mit den anderen Glocken geläutet.

Die kleinste Glocke ist das „Sterbeglöcklein“. Diese Glocke stammt aus dem Jahr 1763 und konnte im Ersten Weltkrieg erhalten werden. Die übrigen Glocken wurden, wie es üblich war, im Ersten Weltkrieg – die Kastelruther Glocken im Jahr 1916 – eingeschmolzen und für Kugeln verwendet.

Die heute im Kirchturm insgesamt neun vorhandenen Glocken wurden – bis auf das Sterbeglöcklein – von der Glockengießerei Adda in Crema gegossen und im Jahr 1922 feierlich geweiht. Die Glocken haben die Harmonie As; C, Es; F, G; as, c und b. Dem Geläut der Glocken des Kastelruther Turms wird nachgesagt, dass diese das schönste Geläut weit und breit haben sollen.

Die Unserfrauenkirche

Im unteren Teil des Kastelruther Turms befindet sich die Turmkapelle, welche „Unserfrauenkirche“ genannt wird. Der Eingang zur Turmkapelle befindet sich auf der Seite, welche zum Dorfplatz zeigt. Um in die Turmkapelle zu gelangen, muss man einige Stufen hinaufgehen. Diese kleine Treppe wird oftmals bei Veranstaltungen genutzt. Als Beispiele sind zu nennen, dass sich bei der Kastelruther Bauernhochzeit oder bei den Feierlichkeiten des Oswald-von-Wolkenstein-Ritts die Akteure auf der Treppe aufstellen und somit eine erhöhte Position zu den Besuchern bzw. Zuschauern auf dem Dorfplatz haben.

Die Besichtigung des Kirchturms

Im Jahr 2007 wurde der Kastelruther Kirchturm renoviert. Äußerst positiv ist, dass im Rahmen der Renovierung die Farbgebung bzw. das Erscheinungsbild des Kirchturmes nicht verändert wurde.

Besuchern und Urlaubern wird angeboten, den Kirchturm zu besichtigen. Die genauen Besichtigungstermine müssen im Informationsbüro, welches sich ebenfalls am Kastelruther Dorfplatz befindet, erfragt werden. Im Informationsbüro müssen sich die Interessierten für die Besichtigung auch anmelden und den Unkostenbeitrag entrichten.

Im Rahmen der Turmbesichtigung werden interessante Details über den Kirchturm und dessen Geschichte erklärt. Man hat die Möglichkeit, bis zur obersten Kirchturmkuppel aufzusteigen. Von hier aus bietet sich eine einmalige und traumhafte Aussicht auf das umliegende Gebiet, allen voran auf Kastelruth. Nachdem die Kuppel des Kirchturms höher ist als der Kastelruther Kofel – auch: Kalvarienberg genannt – kann man auf diesen herabblicken. Als kleines Manko ist festzuhalten, dass die Nischen, aus denen man blicken kann, vergittert sind. Dies wurde jedoch erforderlich, um die Vögel aus der Kuppel fernzuhalten.

Weitere Artikel zum Thema:

Quelle: Karl Gruber, „Die Kirche von Kastelruth und ihre Filialkirchen“

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