Die Pfarrkirche zu den Heiligen Aposteln Petrus und Paulus
Zusammen mit dem Kastelruther Turm ist die Pfarrkirche von Kastelruth im Südtiroler Schlerngebiet das markanteste Gebäude direkt am Dorfplatz des heute äußerst populären Urlaubsortes. Die Pfarrkirche Kastelruth gehört zur Diözese Bozen-Brixen, ist den Heiligen Aposteln Petrus und Paulus geweiht und zugleich die Dekanatskirche der Marktgemeinde Kastelruth.
Aufgrund ihrer Größe mit dem hohen Kirchturm, welche zusammen maßgeblich das Dorfbild prägen, wird die Kirche auch teilweise „Dom der Dolomiten“ oder „Dom auf dem Berge“ bezeichnet.
Die Geschichte der Pfarrkirche
Die Geschichte der Kastelruther Pfarrkirche reicht bis in die frühmittelalterliche Zeit zurück. Dies zeigt sich schon am Patrozinium Peter und Paul, da Petruskirchen in Südtirol bereits sehr alt sind und auf den Beginn der Christianisierung in diesem Gebiet zurückreichem. Erstmals wird die Kirche im Jahr 1191 erwähnt.
Die Kirche wurde im Wiener Ingenieurstil errichtet. Das Gotteshaus wurde, so wie es sich heute zeigt, 1846 vollständig neu errichtet. Die Weihung erfolgte am 21.10.1849 durch Bischof Johannes Nep. Von Tschiderer.
Der Kirchenbau
Bei dem Kirchenbau handelt es sich um einen rechteckigen Bau, der auf sechs Pfeiler errichtet wurde und sich in drei Schiffe gliedert. Die Kirche ist 50 Meter lang, 22,5 Meter breit und weist die stolze Höhe von 16 Metern auf. Der Grundriss der Kirche ist in nordöstliche Richtung ausgerichtet.
An der Stirnseite der Kirche – gegenüber der Haupteingangstüre – befindet sich ein quadratischer Vorsprung. In diesem ist der Hochaltar untergebracht. An der Vorderseite der Kirche – im Bereich der Haupteingangstüre – verfügt der Kirchenbau über einen Dreiecksgiebel.
Das Kircheninnere
Wer sich die Kirche von innen ansieht, wird beim erstmaligen Betreten über die Größe des Gotteshauses staunen. Nachdem man durch das große Portal die Kirche betritt, zeigt sich das Kircheninnere nämlich äußerst großzügig. Das Mittelschiff ist von Kreuzgewölben überspannt, die zwei Seitenschiffe an der linken und rechten Seite werden durch sechs viereckige Pfeiler getrennt. Die Seitenschiffe verfügen über ein Tonnengewölbe.
Der Hochaltar reicht bis zur Kirchendecke. Ein Ölgemälde auf dem Altar zeigt die Aufnahme Marias in den Himmel. Das Ölgemälde wurde, wie die Signatur verrät, vom Maler Paul Deschwanden in Stans, Kanton Unterwalden (Schweiz) im Jahr 1850 gefertigt. Das mächtige Ölgemälde wird von einem Säulenaufbau mit Rundgiebel gerahmt. Die Dreifaltigkeit ist im Relief oberhalb des Ölgemäldes zu sehen. Die Apostel Petrus und Paulus stehen an der linken und rechten Seite des Hochaltars. Dabei handelt es sich um barocke Werke; diese stammen höchstwahrscheinlich aus der Werkstatt des Martin Vinatzer.
An den Seitenwänden im Kircheninneren ist die Kreuzigung Petri und das Opfer Melchisedeks (Nordwand) und die Enthauptung Pauli und des Opfers von Abel (Südwand) eindrucksvoll dargestellt. Die Malerarbeiten der Kreuzwegstationen stammen vom Maler Johann Sies aus dem Jahr 1854. Die letzte Station (Christi Begräbnis) wurde von ihm signiert und mit der Jahreszahlt „1854“ versehen.
Der vordere Seitenaltar im südlichen Kirchenschiff wurde dem Heilligen Josef geweiht. Das Altarbild wurde von Paul Deschwanden geschaffen. Ebenfalls ist ein Herz-Jesu-Bild auf dem Josefsaltar zu bestaunen.
Der Seitenaltar im nördlichen Kirchenschiff wurde der Heiligen Agnes geweiht. Im unteren Teil befindet sich ein Ölgemälde, welches von Paul Deschwanden gemalt wurde. An der Südwand befindet sich das Gegenstück zu diesem Altar, welches im Aufbau identisch ist (Stuckmarmor mit gekuppelten Säulen, geradem Gebälk und niedrigem Aufsatz). Dieser Altar zeigt ein Bild des Heiligen Sebastian, welches ebenfalls von Paul Deschwanden gemalt wurde.
Die Kanzel befindet sich in der Mitte der Kirche und damit an einer zentralen Stelle. Die Kanzel besteht aus Stuckmarmor. Am „Dach“ der Kanzel befindet sich eine Statue, welche den guten Hirten Jesus darstellt.
Die Orgel stammt aus den Jahren 1849/1850 und wurde von Alois Schönach, einem Meraner Orgelbauer erbaut. Im Jahr 1973 wurde die Orgel renoviert. Die Orgel verfügt über 29 Register und ist die zweitgrößte zweimanualige Denkmalorgel von Südtirol.
Die Kirchenbänke und die Beichtstühle wurden vom Tischler Johann Zelger aus Leyen gefertigt und stammen noch aus der Erbauungszeit der Kirche.
An der Seite des Eingangsportals befindet sich auf der linken Seite ein Gemälde, welches Paulus zeigt, wie er gerade von Jesus geblendet wird. Auf der rechten Seite ist Petrus zu sehen, wie er gerade seine Tätigkeit als Fischer aufgibt, um Jesus nachzufolgen. Damit flankieren zwei eindrucksvolle Bilder der zwei Namenspatrone den Ausgangsbereich der Pfarrkirche Kastelruth.
Die vier großen Propheten des Alten Bundes sind über dem Priesterchor in der ersten Vierung am Gewölbe zu sehen. Hierbei handelt es sich um Daniel, Ezechiel, Jeremia, und Jesaia. Über der Sängerempore und über dem Haupteingang sind Papst Gregorius, Ambrosius, Hieronymus und Augustinus, die vier großen lateinischen Kirchenväter, zu sehen.
Filialkirchen
Zur Dekanatskirche zu den Heiligen Aposteln Petrus und Paulus gehören die folgenden Filialkirchen:
- Sankt Valentin
- Sankt Oswald
- Sankt Michael
- Sankt Nikolaus in Tisens
- Sankt Magdalena in Tagusens
- Sankt Anna in Ploj
- Franziskus-Kirche, Compatsch, Seiser Alm
- Zallinger Kapelle, Seiser Alm