Burgstall und Burgstallwand an der Nordseite des Schlerns
Der nördliche Teil des Schlerns, des bekannten Berges am Rande der Seiser Alm in Südtirol und Namensgeber des umliegenden Schlerngebietes, ist der Burgstall. Hierbei handelt es sich um das Plateau, welche sich nördlich des Monte Petz (mit 2.564 Metern über dem Meeresspiegel höchster Punkt des Schlern) bis zur Schlernkante erstreckt und mit der Burgstallkante abgeschlossen wird. Der Burgstall (auf Italienisch: Monte Castello) selbst liegt auf einer Höhe von 2.510 Metern über dem Meeresspiegel.
Direkt unterhalb des Burgstalls befindet sich die Burgstallwand. Hierbei handelt es sich um die nördlichste Felswand des Schlerns, welche eine vertikale Felswand mit einer Höhe von 500 Metern hat. Die Burgstallwand befindet sich zwischen dem Schlern und der Euringer- und Santnerspitze. Im Westen wird die Burgstallwand durch die Seiser Klamm begrenzt.
Die Klettertour über die Burgstallwand
Die Burgstallwand ist für Kletterer eine beliebte Klettertour. Einerseits erfordert die Burgstallwand mit ihrer 500 Meter hohen vertikalen Felswand eine gewisse Kondition und stellt damit eine Herausforderung dar. Andererseits bietet sich am Ende der Klettertour vom Schlern – bzw. vom Burgstall – ein traumhafter Ausblick auf das Schlerngebiet und das Südtiroler Eisacktal. Als Nachteil wird von den Kletterern genannt, dass der Ausgangspunkt der Klettertour über die Burgstallwand eine doch längere Zustiegsdauer hat, welche mit etwa eineinhalb Stunden geplant werden sollte.
Die Tour beginnt bei der Schlernbödelehütte. Zu dieser Hütte gelangt man von Bad Ratzes (oberhalb von Seis am Schlern) über den Geologensteig. Nach der Schlernbödelehütte folgt man zunächst den Weg Nr. 1B - dem Gamssteig – welcher oberhalb der Schlernbödelehütte beginnt und in Richtung Santnerspitze führt. Insgesamt muss man zwei Schotterrinnen überqueren, bis der Einstieg in die Burgstallwand beginnt. Am Ende der Burgstallwand geht es direkt in die ebene Wiesenfläche des Schlernplateaus über. An dieser Stelle genießen die Kletterer zuerst die fantastische Aussicht, während sie sich von den Anstrengungen des Aufstiegs erholen.
Für den Abstieg ist der Weg über das Schlernhaus empfehlenswert. Dieses erreicht man, indem man über den Monte Petz in südliche Richtung läuft. Vom Schlernhaus geht man zunächst ein Stück des Touristensteigs (auf der Schlernseite, welche zur Seiser Alm zeigt) nach unten. Den Touristensteig kann man entweder vollständig nach unten wandern und gelangt am Ende wieder über die Schlernbödelehütte nach Bad Ratzes. Alternativ kann man am Beginn des Touristensteigs, wenn sich dieser teilt, auch linkerhand abzweigen und über den Gamssteig (Weg. Nr. 1B) wieder zur Schlernbödelehütte absteigen.
Erstmals wurde die Burgstallwand im Jahr 1912 von Max Reinstaller und Heindl Tomasi (Ostwanddurchquerung, III.) bestiegen.
Wissenswertes zum Burgstall
Der Name „Burgstall“ wird meist im Zusammenhang mit in Stein errichteten Anlagen oder auch Wallburgen in Verbindung gebracht. Am Burgstall selbst wurden allerdings bislang keine Spuren bzw. Mauerreste von größeren Gebäuden gefunden, sodass ausgeschlossen werden kann, dass deswegen der nördliche Teil des Schlerns diesen Namen erhalten hat. Man vermutet jedoch, dass die zahlreichen Erhebungen der Felsen eine natürliche Felsenburg charakterisieren, weshalb es zu dieser Namensgebung gekommen ist.
Auf dem Burgstall wurde ein vorgeschichtlicher Opferplatz entdeckt. Hierbei handelt es sich um den bedeutendsten und auch bekanntesten Opferplatz, welcher in dieser Gegend gefunden wurde. Dass auf dieser Höhe ein Opfer- bzw. Kultplatz einmal war, kann damit zusammenhängen, dass die Menschen diesen Ort in der Bronzezeit und in der Eisenzeit aufgrund der Lage ausgewählt haben. Von hier bietet sich eine Aussicht, die – bei guten Wetterverhältnissen – bis ins Gebiet des Gardasees reicht.
Der Opferplatz wurde am 29.07.1945 entdeckt, woraufhin bis ins Jahr 1951 mehrere Grabungen erfolgten. In den Jahren 2008 und 2009 wurde der Burgstall mit modernen archäologischen Untersuchungsmethoden erkundet. Man fand heraus, dass die Kulttätigkeit zwischen 1700 und 1100 vor Christus stattgefunden hat, im Rahmen derer die Opfertiere in den Brenngruben gegart und Opfergaben, Nahrungs- und Trankopfer verbrannt wurden. Man fand am Burgstall Fragmente von fast 30 Krügen, die aus dem 11. und 12. Jahrhundert vor Christus stammen; sogar Teile eines Bernsteinrings wurden hier gefunden.
Damit die Brenngruben mehrmals verwendet werden konnten, kam es zu einer Entleerung der Asche. Die Asche und die verbrannten Keramikscherben und Knochenreste konnten dem Burgstall gefunden werden.
Nachdem die Kulttätigkeit am Burgstall um 1100 vor Christus beendet wurde, wurde diese später anscheinend nochmals aufgenommen. Anhand des Fundes von römischen Münzen (u. a. einer Kupfermünze des Kaisers Magnentius), eines spätantiken eisernen Stilus (Schreibgriffel) und einer zur Hälfte zerstörte Ädikula aus Sandstein, konnte man eine neuerliche Aufnahme der Kulttätigkeit nachvollziehen. In der römischen Zeit stellte man Votivbilder und kleine Götterstatuetten in die steinernen Schreine, was etwa bis zum 5. Jahrhundert nach Christus erfolgte.
Daten zum Burgstall
- Land: Italien
- Region: Südtirol
Geokoordinaten:
- Breitengrad (Latitude): 46.5171288
- Longitude (Longitude): 11.5706862