Pestprozession Schlerngebiet

Die jährliche Pestprozession in Kastelruth

Die Pest, eine Infektionskrankheit, die von Mensch und Tier übertragen wird, ist heute noch nicht ganz „ausgerottet“. Die Weltgesundheitsorganisation meldete beispielsweise in den Jahren 1979 bis 1992 insgesamt fast 1.500 Todesfälle, die der Pest unterlagen. In den Jahren 2005 und 2006 wurde aus dem Kongo und 2008 aus Madagaskar und Uganda ein neuer Ausbruch der Pest gemeldet.

Auch wenn die Pest heutzutage im Vergleich zu anderen Krankheiten relativ wenige Todesopfer fordert, wird im Schlerngebiet regelmäßig an das enorme Unheil, welches die Infektionskrankheit brachte, gedacht. Jedes Jahr findet nämlich in Kastelruth am Freitag nach Christi Himmelfahrt die sogenannte Pestprozession statt, die einen großen Zuspruch von den Einheimischen erhält.

Die Pestprozession

Wie in der Sommerausgabe des Schlernbotens des Jahres 2003 beschrieben wird, nehmen zahlreiche Einheimische aus dem Schlerngebiet an der jährlichen Pestprozession teil. Im Durchschnitt nimmt aus jedem Wohnhaus in Kastelruth ein Familienmitglied an der Prozession teil, mit der an den letzten Ausbruch der Pestseuche in Tirol in den Jahren 1936/1937 gedacht wird. Mit der Pestprozession möchten die Teilnehmer an die zahlreichen Opfer gedenken, die der Infektionskrankheit erlagen und gleichzeitig den Herrgott bitten, dass sich ein nochmaliger Ausbruch der Pest nicht wiederholen möge.

In den frühen Morgenstunden trifft man sich vor der Kirche in Kastelruth. Bereits um 03:30 Uhr läutet die große Kirchenglocke und „ruft“ die Einwohner auf den Kastelruther Dorfplatz, wo dann um 04:00 Uhr die Prozession startet. Mit Laternen begleitet geht es in Richtung Panider Sattel nach St. Michael. Der Prozessionszug wird dann gegen 05:45 Uhr vom Pfarrer von St. Michael empfangen. Nach einer Verköstigung mit Krapfen, die die Bäuerinnen aus der Umgebung zubereitet haben, findet eine heilige Messe in der Kirche von St. Michael statt.

Gegen 07:00 Uhr geht dann die Prozession, bei der gegebenenfalls ein Wechsel unter den Teilnehmern erfolgt ist, wieder zurück. (Alternativ besteht hier auch die Möglichkeit, mit dem Bus wieder zurück nach Kastelruth zu fahren). Bei dem „Niglaler Bild“, einem Bildstock, und beim „Gunser Bild“, der Pestkapelle wird jeweils eine Andacht gehalten. Nach einer weiteren Andacht beim Bildstock des „Pestfriedhofs“ wird das St. Valentinskirchlein oberhalb von Seis am Schlern als nächstes Ziel angepeilt. Im St. Valentinskirchlein findet nochmals eine heilige Messe statt, bevor es wieder nach Kastelruth zurückgeht. Den Schluss findet die Prozession mit dem Einzug in die Kirche von Kastelruth und einer abschließenden Andacht.

Gegen 10:30 Uhr ist die Pestprozession schließlich zu Ende.

Mit der Pestprozession erinnern die Teilnehmer an die schreckliche Seuche, welche sich damals auch im Schlerngebiet ausbreitete. Gleichzeitig beten und bitten die Einheimischen dafür, dass sich das schreckliche Unheil des „Schwarzen Todes“ nicht wiederholen möge. Die jährlich stattfindende Pestprozession hat im Schlerngebiet bereits eine lange Tradition.

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