Hexenprozesse im Schlerngebiet

Vor mehr als 500 Jahren gab es auf Schloss Prösels Hexenprozesse

Wer kennt sie nicht? Wer sich schon einmal im Schlerngebiet aufgehalten hat, kennt die Schlernhexen, die als Stoffhexen käuflich zu erwerben sind. Dass die Schlernhexen in dem Gebiet, das von den mächtigen Bergen der Seiser Alm umgeben wird, einen sehr ernsten Hintergrund haben, ist allerdings wenig bekannt. So denkt sich so mancher Besucher, dass es sich bei den Schlernhexen um Märchengestalten handelt, die in der Bergwelt geboren wurden. Wer kann sich nicht vorstellen, wenn der Nebel über die Seiser Alm zieht und die Berge zu einem beängstigenden Gebiet macht, dass die Leute sich in ihrer Fantasie vorstellten, die Hexen würden gerade ihre Suppe kochen, die diese „Nebelsuppe“ verursacht? Doch die Schlernhexen sind mehr als nur ein sagenumwobenes Wesen.

Mit den Schlernhexen blickt das Gebiet auf finstere Tage der Geschichte zurück, hat es doch vor mehr als 500 Jahren auf Schloss Prösels tatsächlich Hexenprozesse gegeben. Schloss Prösel, das in der Nähe von Völs am Schlern liegt, war damals der Sitz des Landgerichts Völs. Hier wurden in der Zeit zwischen 1506 und 1510 Hexenprozesse abgehalten, bei denen ungefähr 30 Personen zum Tode verurteilt wurden. Ihnen wurde unterstellt, dass sie sich der Ketzerei schuldig gemacht hatten. Die Verurteilten waren zum größten Teil Frauen, jedoch waren darunter auch zwei Männer.

Die Prozesse von Völs am Schlern

Den Angeschuldigten hatte man damals vorgeworfen, dass sie Ketzerei betrieben haben sollen. Insbesondere ging es darum, dass sie angeblich einen Pakt mit dem Teufel schlossen. Aber auch, dass sie Kinder getötet und gegessen haben sollen, war die Anschuldigung. Auf hölzernen Gegenständen, wie Besen, Bänken oder Stühlen sollen sie ausgefahren sein. Wetterzauber, Teilnahme an Teufelstänzen, Schadzauber usw. wurde den Hexen als weitere Anklagepunkte vorgeworfen.

Die beschuldigten Menschen ließen sich deshalb zu solch prekären Situationen hinreißen, weil der Teufel die Lösung der Probleme, sei es durch Geld oder Gut, versprach. Voraussetzung war, dass sie Gott verleugneten und sich dem Teufel unterwarfen.

Der damalige Landeshauptmann an der Etsch, Leonhard von Völs, hatte schon gegen die Republik Venedig Kriege geführt. In Cavalese hatte es schon 1505 Hexenprozesse gegeben. Daher wird davon ausgegangen, dass Leonhard von Völs zu jener Zeit auf das Thema Hexenprozesse sensibilisiert war und vorliegende Anzeigen für spektakuläre Prozesse nutzte.

Die Hexenverbrennungen

Zirka 30 Hexenverbrennungen hatte es zu der Zeit Anfang des 16. Jahrhunderts im Schlerngebiet gegeben. Doch wo genau diese erfolgten, ist heute nicht bekannt. Für die Hexenverbrennung wurde ein Pfahl im Boden verankert, außen herum wurden Holzscheiter und Reisigbündel aufgeschichtet. Die Verurteilten wurden im Büßerhemd an den Pfahl gebunden und verbrannt. Auch andere Foltermethoden kamen zur Anwendung.

Die Urteile wurden damals feierlich und in aller Öffentlichkeit verkündet, nachdem die Angeklagten ihre Geständnisse bekräftigen mussten.

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