Goaslschnöller

Goasl, Goaslschnöller und Krochgoasl

Wer kennt es nicht? Bei einem Fest im Südtiroler Schlerngebiet oder bei der einen oder anderen Veranstaltung auf der Seiser Alm schwingen die Südtiroler – meist in ihrer einheimischen Tracht mit dem blauen Schürzen – ihre Goasl. Gar mancher Gast und Nicht-Älpler hat die Goasl schon als Folterinstrument identifiziert oder die Vermutung gehabt, dass sie nur der Tierquälerei dient. Doch beides ist weit gefehlt: Mit dem Goaslschnöllen ist eine lange Tradition in den Bergregionen verbunden.

Die Geschichte der Goaslschnöller

Was heute nur mehr zu Schauzwecken vorgeführt wird, war die Goasl für die Senner, Hüttenburschen und Almleute im gesamten Alpenraum – welche auch gerne aufgrund ihres lauten Knalls als „Krochgoasl“ bezeichnet wird – ein unverzichtbares Instrument. Beim sommerlichen Hüten auf der Seiser Alm, beim Treiben und auch Zusammentreiben des Viehs erfüllte die Goasl ihren eigentlichen Zweck. Ähnlich wie die Rauchzeichen von Indianern wurde die Goasl von den Hüttenburschen und Sennern oftmals auch als Verständigungsmittel im Notfall genutzt.

Mit dem Krochn (dem Krachen) mittels der Goasl grüßte man sich einst auch von Alm zu Alm. Der laute Knall wird in der Almregion meist über Kilometer hinweg übertragen, wobei das Echo in den Bergen diesen sogar noch verstärkt und begünstigt. Anschließend hat man dann selbstverständlich auf die entsprechende Antwort der Nachbarn gewartet.

Aber nicht nur das: Mit dem lauten Knall wollten sich die jungen Burschen auch Respekt bei den Dorfbewohnern und Nachbarn verschaffen und auch den Mädchen imponieren. Das Seil – also die Goasl – wurde hierzu mit Schweinefett, Ruß und Lärchenpech („Lörget“) präpariert, dass man den lautesten Knall aller erzeugen und damit die „Konkurrenten“ übertönen konnte. Für manchen Burschen hat sich das teilweise allerdings eher negativ ausgewirkt, nachdem die Goasl dann zu schwer geworden ist und die Kraft für einen lauten Knall nicht mehr ausreichte.

Beliebt bei den Südtirolern

Gar mancher hat schon in den 1950er Jahren das Ende des Goaslschnöllens prophezeit und das Ende der Krochgoasl vorausgeahnt. Doch es ist genau das Gegenteil eingetreten. Unter den Südtiroler Männern erfreut sich die Krochgoasl bis heute einer enormen Beliebtheit und es werden sogar Meisterschaften ausgetragen. Eine Jury achtet hier ganz akkurat darauf, dass jeder der Goaslschnöller richtig koordinierte Bewegungsabläufe hat und dass bei einer Vierer-Gruppe die Goasl korrekt im Takt knallen.

Die Goaslschnöller im Schlerngebiet und auf der Seiser Alm

Auftritte der Goaslschnöller gibt es während des Jahres zahlreiche. So können die Besucher und Gäste sowohl in den Orten des Schlerngebietes bei vielen Veranstaltungen sehen, wie die Goaslschnöller ihr Handwerk ausüben. Auch auf der Seiser Alm geben die Goaslschnöller vor so mancher Almhütte, Jausenstation oder auf den Bergwiesen ihr Bestes.

Dass sie dabei in ihrer Tracht und der blauen Schürze auftreten, bei denen der rechte Zipfel der Schürze rechts oben im Schurzband festgehalten wird, gehört zur Tradition.

Das Goaslschnöllen kann grundsätzlich jeder erlernen. Und solange die Tradition dieser urwüchsigen Kommunikation in der Alpenregion gelebt wird, wird es auch die Gäste und Besucher in Zukunft begeistern. Für manchen Zuhörer klingt es auch wie Musik, wenn die Goaslschnöller ihren „Kroch“ im Takt ausüben.

Im Südtiroler Schlerngebiet gibt es zwei Goaslschnöller-Vereine: Den Goaslschnöller-Verein Kastelruth und den Goaslschnöller-Verein Völs am Schlern.

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