Die Fischburg in Wolkenstein, Grödner Tal
Im Südtiroler Grödner Tal erhebt sich in dem hochgelegenen Urlaubsort Wolkenstein die gut erhaltene Fischburg. Dabei handelt es sich um eine Burg, welche bereits im 17. Jahrhundert erbaut wurde und heute zu den schönsten Burgen bzw. Schlössern des Grödner Tals und der näheren Umgebung zählt.
Die Fischburg liegt auf der Schattenseite des Tals auf dem Gemeindegebiet von Wolkenstein. Die Burg ist jedoch dem Dorfzentrum von St. Christina, dem Nachbarort, näher als dem von Wolkenstein in Gröden, weshalb sie auch von vielen Punkten von St. Christina aus zu sehen ist. Unweit der Fischburg führt die bekannte FIS-Abfahrt Saslong an dem historischen Gemäuer vorbei.
Auf Ladinisch – der dritten Landessprache Südtirols, die vor allem auch im Grödner Tal gesprochen wird – wird die Fischburg „Ciastel de Gherdëina“ bezeichnet.
Teilweise wurde bzw. wird die Fischburg auch Grödner Schloss genannt.
Die Geschichte der Fischburg
Die Geschichte der Wolkensteinschen Burg reicht bis in das 17. Jahrhundert zurück. In den Jahren zwischen 1621 und 1641 ließ der Freiherr Engelhard Dietrich von Wolkenstein-Trostburg die Fischburg, dem Grunde nach ein kleines Schloss, errichten.
Zunächst sollte das prunkvolle Gemäuer als Wehrburg gegen die Venezianer dienen, was sich bereits an seiner Monumentalität zeigt. Doch als eine solche Wehrburg diente die Fischburg nicht, auch wenn sie die typische mittelalterliche Wehrhaftigkeit ausstrahlt. Und so diente die Burg Engelhard Dietrich von Wolkenstein als Jagdschloss und Sommer-Residenz. Dies zeigt sich schon alleine daran, dass zu dem seinerzeit vorhandenen Inventar (welches historisch dokumentiert wurde) vor allem Jagdwaffen als Kriegswaffen gehörten. Die zahlreichen Fischweiher in der Umgebung brachten es sicherlich auch mit sich, dass zu dem Inventar auch zahlreiche Geräte zur Fischerei zählten.
Die Fischburg war über viele Jahre hinweg der Gerichtssitz der Gemeinde Wolkenstein.
Die Einbrüche der Franzosen Ende des 18. Jahrhunderts sorgten dafür, dass die Fischburg immer mehr verfallen ist. Die Familie Wolkenstein ließ im Jahr 1826 einen Großteil des Fischburg-Inventars versteigern. Im Jahr 1841 wurde die Burg an die Gemeinden Wolkenstein und St. Christina verschenkt, die es wiederum an die Armen weitergaben und somit den vollständigen Verfall besiegelten.
Heute gehört die Fischburg einer venezianischen Adelsfamilie, weshalb der prächtige Bau heute nicht mehr der Öffentlichkeit offen steht. Die Familie von Baron Carlo Franchetti aus Venedig hatte die verfallene Burg im Jahr 1926 erworben und durch umfangreiche Sanierungs- und Renovierungsarbeiten wieder zu altem Glanz verholfen.
Die Fischburg – ein Renaissance-Bau
Heute zeigt sich die Fischburg wieder in einem tadellosen Zustand. Inmitten der grünen Wiesen am Südhang des Grödner Tals ist der prächtige Renaissance-Bau zu bestaunen, wenn auch nur von außen. Da sie sich in Privatbesitz befindet, steht sie leider der Öffentlichkeit für eine Besichtigung nicht offen.
Prägend für den Bau sind die Türme mit den hohen Pyramidendächern, welche der Fischburg ihr eigenartiges und unverwechselbares Aussehen verleihen. Das wehrhafte Aussehen wird zudem durch die vielen Geschützscharten verstärkt.
Im Inneren der Burganlage sind zwei Wohntrakte mit einer Kapelle und zwei Arkadenhöfe zu finden.
Die heutige Einrichtung der Fischburg stammt aus Südtirol und auch direkt aus Gröden. Hierzu zählen einerseits das Mobiliar, andererseits aber auch Täfelungen und Öfen.
Der Name Fischburg
Der Name „Fischburg“ hängt mit der unmittelbaren Umgebung zusammen, wo diese Burg errichtet wurde. In der Umgebung gab es zahlreiche Fischweiher, sodass der Fischreichtum für die Namensgebung der Burg sorgte. Die Fischweiher wiederum wurde damals von Marx Sittich von Wolkenstein, dem Bruder des Grafen von Wolkenstein, angelegt. So sollen damals etwa ein Dutzend Fischweiher angelegt worden sein, damit diverse Fischarten erhalten werden konnten.